Liebe Forumskolleg/innen,
ich hoffe, Sie sehen es mir nach, daß ich diesen Beitrag nicht als baden-württembergischer Lehrer, sondern als Lehrbeauftragter an einer überdies außer-baden-württembergischen Universität (HHU Düsseldorf) verfasse.
Aber mit Blick auf die jüngsten Warnungen des Deutschen Philologenverbandes und des VdK geht mir die Überlegung im Kopf herum, ob es bei der PC-Ausstattung einkommensschwacher Schüler/innenfamilien nicht eine Alternative gibt zu a) Leihrechnern oder b) kargen 150,- Euro Zuschuss zur Anschaffung windows-10-fähiger Neugeräte (wozu ja auch noch ein Drucker mitsamt Verbrauchsmaterialien käme). Sollte uns tatsächlich ein stärkerer ökonomischer Einbruch ins Haus stehen, könnte das die eine oder andere Familie finanziell unangenehm treffen.
Meine Idee wäre, sich den Umstand zunutze zu machen, dass aktuelle GNU/Linux-Betriebssysteme für dieselben Aufgaben deutlich weniger Rechenkapazität brauchen, als es selbst Windows 7 tat. Damit lassen sich bis zu zehn Jahre alte und entsprechend billige Rechner vollwertig nutzen, mit (Geschwindigkeits-)Abstrichen geht das sogar teilweise mit 15 Jahre alten Geräten aus der tiefsten WinXP-Ära. (Ich setze derartige Linux-Rechner teilweise für berufliche Zwecke ein.)
Die Lösung kann beispielsweise bestehen im Einsatz des relativ schlanken und zugleich verhältnismäßig einfach zu installierenden Systems Debian 10 mit einer ressourcensparenden LXDE-Bildschirmoberfläche.
Das technische Procedere habe ich im Januar einmal geschildert in einem Windows-7-Forum - was sich besonders an Anwender richtete, deren Hardware die Anforderungen von Windows 10 nicht mehr erfüllte und im Begriff war, zu Elektronikschrott zu werden.
Als Alternative zu Debian würden sich Systeme wie Ubuntu, LinuxMint oder andere anbieten.
Man würde also ein kostenfrei nutzbares freies Betriebssystem auf sehr preiswert erhältlichen Geräten einsetzen - und könnte überdies auch Drucker nutzen, die unter Windows nicht mehr laufen, folglich zu niedrigen Gebrauchtpreisen zu haben sind und sich mit preiswerten Verbrauchsmaterialien betreiben lassen. Extrembeispiel ist der Epson-Laserdrucker EPL-N2050+, bei dem man mit der Originalkartusche heute für einen Cent acht Seiten drucken kann.
Voraussetzung wäre lediglich, dass die für „#homeschooling“ benötigten Anwendungsprogramme nicht zwingend auf eine Windows-Basis angewiesen sind, sondern entweder (wie Firefox oder Skype) unmittelbar unter Linux laufen, oder mit Hilfe einer Zusatzebene wie Wine oder PlayOnLinux (wie es z.B. mit ELSTER funktioniert).
Ich wollte diese Idee einmal in den Raum stellen - dabei habe ich bewusst Ihr Forum in meiner alten Wahlheimat Baden-Württemberg ausgesucht, weil ich Ihnen die im Ländervergleich größte technische Aufgeschlossenheit unterstelle .
Leider kenne ich mich mit der im Schulbereich anzuwendenden Software nicht aus (an der Uni nutzen wir andere Systeme); ich wäre aber gern bereit, beispielsweise die oben verlinkte Installationsanleitung in eine vereinfachte, idiotensichere und bebilderte Variante zu verwandeln, die sich in Form einer *.pdf aufziehen ließe und auch für absolute Greenhorns umsetzbar wäre.
Vielleicht ließe sich in dieser Richtung - womöglich auch in Kooperation mit einschlägigen Initiativen, wie es sie z.B. mit Angestöpselt.de in Würzburg gibt - ein Ansatz entwickeln?
Es würde nicht darum gehen, softwarebezogene Missionsaktivität einzuleiten - sondern Schüler/innen aus finanziell klammen Familien eine brauchbare Lern-EDV zur Verfügung zu stellen.
Michael Kuhlmann