Erwartungen an einen Schul-Messenger

Liebe Kollegi*nnen,

ich möchte gerne komplementär zu dem Thema „Was kann man als Lehrer jetzt in Threema machen?“ eine Diskussion über unsere Erwartungen an einen Schul-Messenger aufmachen.
Meine Erwartungen nach der Ankündigung des KM „ein sicherer Instant Messenger für die unkomplizierte Kommunikation zwischen Eltern, Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern über schulische Themen.“ entspricht nicht dem, was ich jetzt habe, aber vielleicht sind meine Erwartungen auch unrealistisch oder wegen rechtlicher Einschränkungen (z.B. Freiwilligkeit) unerfüllbar. Deshalb dieses Thema zum Meiungsaustausch.
Ich möchte vorausschicken, dass ich die Idee, nach der gescheiterten Eigenentwicklung Ella nun eine Bildungsplattform aus fertigen, einzukaufenden Bausteinen zusammenzusetzen, sehr gut finde.

Grundsätzlich sollte der Schul-Messenger einen Ersatz bieten für Kommunikation, die im Moment illegal oder ohne Beteilgung der Lehrer stattfindet, insbesondere auf WhatsApp. Ich möchte nicht mehr einen Schüler bitten müssen: „könntest du bitte in eure Klassengruppe schreiben, dass morgen ausnahmsweise…“.

Lehrer untereinander verwenden unterschiedlichste Kanäle, die sie für Datenschutzkonform halten (Threema privat, Signal, Telegram…). Dies vereinheitlicht Threema work jetzt und sorgt für Sicherheit im Zusammenhang mit der DSGVO.

Meine Erwartungen wären ansonsten:

  1. Ein Medium, das schülergerecht und zeitgemäße funktioniert wie WhatsApp (IMO sind z.B. Emails nicht mehr zeitgemäß, sie werden z.B. weder von Schülern noch von Studenten zuverlässig gelesen)
  2. Einen Account für jedes Mitglied der Schulgemeinschaft und ein Verzeichnis in dem alle Accounts enthalten sind.
  3. Eine Abbildung der Schulstruktur in Gruppen: Klassengruppen, Fachschaftsgruppen, AGs etc.
  4. Direkte individuelle Kommunikationsmöglichkeit mit jedem Schülern und jedem anderen Mitglied der Schule.
  5. Plattform- und Geräteunabhängigkeit, also die Möglichkeit auf allen möglichen Geräten PC, Browser, Handy etc. auch im Wechsel zu kommunizieren, also ein Account auf vielen Geräten.
  6. Eine Anbindung an die Nutzerquelle der Musterlösung (per LDAP)

Soweit ich das sehe, könnte Threema das alles bis auf Pkt 5 erfüllen, wenn die Administration in der Hand der Schule läge. In der jetzt ausgerollten Form bekommen wir nichts davon, außer die direkte Kommunikation unter Lehrern mit einem zeitgemäßen Tool. Wir können zwar Schüler und Eltern zu privaten Threema Accounts überreden und damit für uns selbst Gruppen aufbauen, aber das ersetzt keine zentrale Administration und führt das Argument „Schulen werden hierdurch entlastet“ ad absurdum. Wir könnten Threema Work/Edu auch selbst kaufen aber dann Zahlen wir die Lehreraccounts nochmal und das Landesgeld war auch nicht besser angelegt als in Ella. Außerdem können wir dann natürlich auch Kokurrenzprodukte (webuntis, sdui… ) vorziehen und die Idee einer Landeseinheitlichen Bildungsplattform ist dahin. Apropos Kosten: Natürlich wäre das Projekt mit Einbeziehung der Schüler vermutlich 10x so teuer, ist das das Problem?

Wie sehen das Andere? Fehlen Aspekte? Gibt es Erfahrung mit einem umfassenden Messenger-Einsatz? Ich denke die Erfahrungen der Corona-Zeit müssen jetzt auch einfließen.

Viele Grüße, Michael Huke

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Hallo,

ich stimme in allen 6 Erwartungspunkten voll und ganz zu und es hört sich genau nach der Featureliste des Messengers eines kommerziellen Anbieters für Stundenplansoftware (ja, natürlich geht es um Untis) an.

Viele Grüße
Manuel

Bravo!
Hier ein Zitat vom Kumi zum Start des Threema-Pilotprojekts (vergangener Herbst), dessen Erkenntnisse wir jetzt eigentlich in einem gut durchdachten Angebot sehen sollten. Kann irgendjemand von euch in dem was wir jetzt bekommen erkennen, das das von Schulen auf Praxistauglichkeit getestet wurde? Oder wurden die Erkenntnisse nur ignoriert?

„Das Pilotprojekt wird außerdem durch das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport evaluiert. „Da es sich bei der Bildungsplattform um ein sehr komplexes Projekt handelt, werden wir Schritt für Schritt vorgehen, die einzelnen Komponenten ausgiebig testen und bestehende digitale Lösungen an den Schulen beim Aufbau der Bildungsplattform berücksichtigen“, sagt Eisenmann und fügt hinzu: „Der Instant Messenger ist eine dieser Komponenten, und wir erhoffen uns von den Pilotschulen wichtige Erkenntnisse für die weitere Entwicklung.“

Bravo! Die Argumente treffen auf den Punkt.
Ich wünsche mir noch, dass Threema Work und Threema Privat auch was die Kontakte angeht, getrennt werden, d.h. es wäre m.E. sinnvoll, wenn mein privater Account nicht in Threema Work auftauchen würde und umgekehrt. Das ist in Threema Work möglich, wenn man denn einen Administrator hat - haben wir aber ja leider nicht.
So ist es für meine Kollegen sehr verwirrend, wenn sie mich einmal privat „sehen“ und dann die gleiche Person noch einmal beruflich.
Nr. 5 ist m.E. übrigens fast erfüllt: Wenn ich Threema auf dem Handy habe, kann ich diese ID auch über den PC-Browser abrufen (https://web.threema.ch).

Aber geht das nicht genau dann, wenn ich beim Einrichten von Threema-Work die bestehenden Kontakte nicht synchronisiere?
Oder sehen die KuK dann trotzdem die private und dir arbeits-ID?

Das geht leider oft zu Lasten der Sicherheit und der Privatsphäre (siehe Wire oder Telegram).

Das ist zwar einmalig Arbeit, aber es funktioniert:
Bei den Kontakten, die man nur bei Threema-Work haben will, tippt man in der normalen Threema App auf das Profilbild (oder den Platzhalter dafür). Dann kommt man auf die Ansicht, in der man den Kontakt bearbeiten kann. Dort gibt es die Option „Von autom. Synchr. ausschließen“. Dort setzt man ein Häkchen und löscht den Kontakt dann aus seiner Kontaktliste in der normalen Threema-App. Er taucht dann dort nicht mehr auf.
Bei den Kontakten, die man nur in der normalen App haben will, geht man in der Work-App genauso vor.

Cool!
Einen ganz herzlichen Dank für diesen Tipp, wirklich hilfreich.

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Hallo,

sehr gute Gedanken. Threema Work hat ja die App Threema Cockpit, mit welcher wir sehr schön all die Sachen machen könnten, die wir machen wollen - nämlich Kontakte hinzufügen und dann auf die Kollegen ausrollen. So ist das doch sehr unbefriedigend, da jetzt eigentlich jeder Kollege alle anderen hinzufügen muss. Ich will ja auch gar nicht mein Handy scannen lassen. Ich will als „User“ Threema Work starten und alle KollegeInnen in den Kontakten haben.
Dafür bräuchten wir aber Admin-Rechte und die IDs unseren Schulen zugeordnet…

Hallo zusammen,

hier im Forum scheint ja tendenziell die allgemeine Rückmeldung zu sein, dass man mit der nun ausgelieferten Threema-Variante nicht so sehr glücklich ist, da die Verwaltung durch die Schule fehlt.
Gibt es dazu eine Stellungnahme von offizieller Seite? Wird es definitiv bei der nun bereitgestellten Variante bleiben, oder werden wir in der Schule auch Admin-Rechte bekommen?

Ich träume ja von so etwas:
alle SuS bekommen schon in der Grundschule eine ID, die sie dann die Schullaufbahn über begleitet - alles wird über das offizielle Schulverwaltungsprogramm automatisch synchronisiert: Benutzer, Klassengruppen, Fachgruppen usw. und alle LuL sowie SuS in BW wären datenschutzkonform vernetzt.
Die SuS würden dann wahrscheinlich auch im privaten Umfeld Threema nehmen, weil ja eh alle schon dabei sind.

viele Grüße
Manuel

Hey,

also ich habe dem Service Center Schulverwaltung (SCS) geschrieben und gefragt, ob es möglich ist, dass man die IDs der Lehrer (und irgendwann SuS) der Schule bekommen kann, und diese dann über Management Cockpit von Threema schulintern verwaltet.
Dies ist nicht möglich, da
„Ein Zugang zum Manangement-Cockpit von Threema ist für die einzelnen Schulen bei der Threema-Instanz des Kultusministeriums nicht möglich, da Sie dann Zugriff auf sämtliche User landesweit haben.“

Also wenn das Land nicht Lizenzpakete für individuelle Schulen verhandelt, wird das schwer mit der Administration über Schulen.
Aber ohne dies wird Threema nicht sinnvoll für Schulen nutzbar sein.
Ist ja noch eine Testphase - mal schauen, ob man auf unser Feedback hört…

LG

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Soweit ich weiß ist die Testphase an einigen Schulen von ungefähr Dezember bis April gelaufen und das ist jetzt das Ergebnis und kein Test.
Hier ist die Pressemitteilung zum Start der Pilotphase.
Zitat Eisenmann: „Die Lehrkräfte können diese Form der digital unterstützten Kommunikation mit ihren Klassen dort einsetzen, wo sie pädagogisch und organisatorisch sinnvoll ist“
Es wäre interessant zu erfahren, was die Testschulen zurückgemeldet haben und warum daraufhin die Klassenkommunikation gestrichen wurde.
In meinen Augen ist das fast genauso Geld verschwendet wie mit Ella, denn als Schule müssen wir nochmal unsere eigene Lösung kaufen und dann ist das hier überflüssig.
Ich hatte den Eindruck, dass hier die „Stabsstelle Digitale Bildungsplattform“ mitliest. Leider hat sich dennoch bisher niemand gemeldet um hier die Hintergründe zu erläutern und davon zu überzeugen, dass das Thema Messenger aktuell gut gelöst ist oder vielleicht einfach gar nicht anders geht.

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Ich muss sagen, dass es wahrscheinlich die bessere Lösung ist, die Threema-Work-Lizenzen zentral beim Land zu verwalten. Obwohl sich doch manche Kolleginnen und Kollegen hier im Forum das Management Cockpit im eigenen Haus wünschen, denke ich, dass das eine Minderheit ist und die ein oder andere Schule mit der eigenen Verwaltung der Lizenzen überfordert wäre.

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Wir weisen die Stabstelle Digitale Bildungsplattform auf die Fragen und Diskussionen hier im Forum hin. Sobald wir Stellungnahmen erhalten, melden wir diese hier zurück - Ihre Ideen und Diskussionen werden also weitergegeben!

Hey,
hast du Zahlen, oder wie kommst du auf Minderheit? Und warum sollte das die „bessere Lösung“ sein?
Wenn dann das Land für alle Schulen Lehrergruppen, Klassengruppen etc. verwalten will…
Das wird aber bestimmt nicht passieren.
Also muss eine Verwaltung für die Schulen her - ansonsten können wir Threema doch gar nicht so einsetzen, wie es sinnvoll ist.

Das stimmt. Aber ich denke, dass der Supportaufwand von Seiten der Stabstelle oder wem auch immer in Stuttgart höher wäre, wenn jede einzelne Schulen ihre Lizenzen selbst verwalten müsste. V.a. an Schulen, an denen es niemanden gibt, der zu dem Thema Messenger an Schulen eine gewisse technische Affinität hat. An solchen Schulen stünden die Lehrer eben dann komplett ohne Threema da.

Ich fände es schön, wenn „mir“ als Schule die Wahl gelassen werden würde (also ob ich selbst Verwalten will oder eben nicht). Ich tue mich weiterhin sehr schwer Zeit und Energie in Threem-Work zu stecken, weil mir da im Moment einfach zu viele Features für meinen „persönlichen“ Anspruch fehlen (siehe 1. Post und Name des Themas).
Wirklich schade, weil es dann am Ende wieder heißen wird „dass das von den Lehrern nicht angenommen wird“ - vielleicht sehe ich das aber auch zu pessimistisch.

Viele Grüße
Manuel

Hallo,

es gab ja einige Diskussionen zum Thema „Threema Work“ und es wurde öfters die „Stabstelle Digitale Bildungsplattform“ erwähnt. Gibt es hier schon eine offizielle Rückmeldung/Stellungnahme?

viele Grüße
Manuel

Lieber Manuel,

die Diskussionen und Fragen haben wir weitergegeben. Fragen sind mit in die Überarbeitung der FAQ eingeflossen, eine Stellungnahme zu anderen Nutzungsaspekten ist darüber hinaus noch nicht erfolgt.

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Hi,

ziemlich analoge Gedanken haben mich auch begleitet bei der Auswahl einer geeigneten Messaging-Plattform für unsere Schule. Das große Manko von Threema ist die fehlende Einbindung von SuS, sowie die fehlende zentrale Verwaltung für die Schule.

Ich bin zur folgenden, kurz- bis mittelfristigen Lösung gekommen: Rocket.Chat
Pro

  • Open-Source und kostenlos
  • Es gibt eine Vielzahl von Installationsmöglichkeiten direkt von den Entwicklern. Darunter auch eine Containerisierung mit docker und ein passendes docker-compose file.
  • Die Einstellmöglichkeiten sind sehr umfangreich und passend zu den individuellen Ansprüchen der eigenen Schule.
  • Eine saubere globale Aufbewahrungsrichtline. Meine Einstellung: Nach zwei Wochen wird jeder Gesprächsverlauf gelöscht!
  • Einbindung über LDAP möglich.
  • Ein Live-Chat der sich unkompliziert auf der Homepage einbinden lässt → Hilfeanfragen lassen sich gut kanalisieren.
  • Möglichkeit der Kommunikation zwischen mehreren Rocket.Chat Installationen (Schule A kommuniziert mit Schule B).
  • Nutzung über Web-Interface sowie mobile Apps. Bilder und Dateien lassen sich unkompliziert teilen.

Contra

  • Die E2E-Verschlüsselung ist noch im Beta-Stadium und noch eher etwas „kantig“ implementiert.
  • Push-Nachrichten auf mobilen Geräten lassen sich nicht effektiv mit einer größeren Gruppe nutzen (1000 kostenlose Push-Nachrichten über den erzwungenen Rocket.Chat-Gateway. Alternative: App selber kompilieren und über die Play-Stores verteilen …)

Die Installation des Rocket.Chat Servers ist in meinem Homeschooling Skript enthalten. Verfügt man über eine Domain und einen Server lässt sich das Setup in ca 15 Minuten ausrollen.

Am liebsten wäre mir persönlich das zentrale Verteilen von Matrix-Servern analog zu moodle. Mit diesen wäre auch eine föderale Kommunikation möglich.

Viele Grüße
Hilberg

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So wie ich es verstehe, auch wenn es möglich ist, via WEB dieses messenger zu gebrauche, dass man davon ausgeht, dass jeder Kind sein eigenes Android oder IPad7/iPhone hat.
Eltern und Informatikerin bin ich eigentlich dagegen (Geld, Milieu unfreundlich, …).
Daher fehlen mir 2 wichtige Möglichkeiten/Anforderungen:

  • man solle es auch von ein Webbrowser gebrauchen können, ganz ohne anderes mobiles Gerät. Schul.cloud macht es z.B möglich. (via ein Standard Login Verfahren), so dass jemand der „nur“ ein PC hat auch den Messenger gebrauchen kann, sogar unter Linux.
  • auch sollte es möglich sein, sich auf den gleichen Endgerät mit mehrere Kontos anzumelden, so dass sich Geschwister ein Endgerät teilen können.
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