Hallo.
Da immer wieder Fragen nach dem Technikbedarf beim Betrieb von iPads an der Schule gestellt werden, will ich versuchen, hier Antworten zu geben.
Wie immer freue ich mich über Ergänzungen und konstruktive Kritik. Danke.
1. Welche iPads sollen es sein?
iPads gibt es in verschiedenen Größen, Ausstattungsarten und inzwischen auch in vielen Farben. Von der Leistungsfähigkeit sind die „Standard“-iPads (https://www.apple.com/de/ipad-10.2) nicht nur für die heimische Couch, sondern auch für den schulischen Einsatz in der Regel ausreichend.
Air- oder Pro-Modelle sind leistungsfähiger, haben teilweise zusätzliche Funktionen (LiDAR-Scanner und bessere Kamera) und kosten mehr. Ob der höhere Preis einen Mehrwert im Unterricht bringt, sei dahingestellt.
Weitere Ausstattungsmerkmale, deren Notwendigkeit zu überprüfen ist, sind die Folgenden:
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Größe des Gerätespeichers – Ein Standard-Gerät mit 32 GB Speicher läuft schneller voll als ein Gerät mit 64 GB oder 128 GB (stating the obvious!).
Es solte also überlegt werden, wie viele Apps auf den Geräten installiert werden sollen (hierfür kann ggf. ein „Self-Service“ des eingesetzten MDM-Systems Abhilfe schaffen, über den schuleigene Apps bei Bedarf auf den Geräten nachinstalliert werden können).
Darüber hinaus ist zu überlegen, ob ein Gerät häufig zurückgesetzt wird oder über längere Zeit genutzt wird (z.B. 1:1-Szenario). Bei der Nutzung über längere Zeiträume fallen in der Regel mehr Daten an.
Der Einsatzzweck ist ebenfalls relevant. Ein Gerät, das „nur“ zur Internetrecherche genutzt wird, speichert weniger Daten als ein Gerät in den Händen von Künstlern, der viele Fotos, Bilder und Videos erstellen.
Zu guter Letzt sei noch ein Blick in die Glaskugel geworfen. Heute mögen 32 GB ausreichend für eine Geräteausstattung sein. Wenn wir davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren die Datenmengen und die Größe von Apps zunehmen, dann kann die Devise „viel hilft viel“ helfen - muss aber nicht.
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„mobiles Internet“ – Geräte mit „Cellular-Modul“ bieten den Vorteil, dass – Mobilfunkvertrag vorausgesetzt – auch von unterwegs aus gearbeitet werden kann. Nur Geräte mit „Cellular-Modul“ unterstützen auch GPS. Dies ist zum Beispiel beim Thema „Geocaching“ relevant.
2. Welche Peripherie wird benötigt?
Hüllen
Tablethüllen gibt es in vielen Ausführungen und Farben. Der Einsatz unterschiedlich farbiger Hüllen kann dazu genutzt werden, um Gerätegruppen auseinander zu halten. So können Sie die Geräte der Gruppe „blau“ in blaue Hüllen, die der Gruppe „rot“ in rote Hüllen,… verpacken.
Wichtig bei der Anschaffung ist, darauf zu achten, dass die Kanten des Gerätes vollständig gegen Schläge gesichert sind. Einige Hersteller werben mit Labels wie „military drop-test standards“, was eine erhöhte Sicherheit bedeuten soll.
Die Frage, ob das Display zusätzlich mit einer Klappe geschützt werden muss oder nicht, muss individuell geklärt werden. Bei uns am Medienzentrum haben wir die zuletzt angeschafften iPads in Hüllen ohne Klappe verpackt. Dies bietet vor und Nachteile.
Im folgenden werden Gründe aufgelistet, die für oder gegen eine Klappe sprechen:
Erhöter Displayschutz – weniger Kratzer und Schmutz auf dem Display
Austellen der Geräte möglich – Eine Klappe bietet häufig die Möglichkeit, dass die iPads aufgestellt oder in einem flachen Winkel hingelegt werden können. Dies kann eine Erleichterung bei der Arbeit sein.
Verlängerte Akkulaufzeit – bei einer geschlossenen Klappe gehen die Geräte in den Standbymodus und verbrauchen dadurch weniger Strom.
Geräte im Standby (Klappe zu) sind nicht für das MDM erreichbar – bei geschlossener Klappe erhalten die Geräte i.d.R. keine Steuerbefehle vom MDM-Server. Dadurch wird das Einspielen von Updates, Apps und Konfigurationen erschwert.
Die Klappe kann im Weg sein – So wird zum Beispiel die Kamera verdeckt, wenn die Klappe offen ist. Bei Videoprojekten ist dies störend.
Generell ist es sicher kein Fehler sich beim Lieferanten bemustern zu lassen und verschiedene Hüllen miteinander zu vergleichen. Dies kann ggf. auch in benachbarten Schulen oder dem regionalen Medienzentrum geschehen. Hierdurch können Fehlkäufe vermieden werden.
Stifte
Bei der Anschaffung von Stiften ist es unbedingt notwendig zu überprüfen, ob der Stift mit dem Gerät kompatibel ist. Auch dies kann über Teststellungen gesichert werden.
Apple bietet aktuell zwei Sorten von Stiften an, die aber nicht mit allen Geräten kompatibel sind (vgl. https://www.apple.com/de/apple-pencil).
Auch andere Hersteller haben schöne Stifte im Angebot. Ein Vergleich der Mitbewerber lohnt sich. Bei alternativen Produkten muss mit Einschränkungen gerechnet werden. So bietet der Apple-Pencil eine „Neigungs- und Drucksensitivität“, was vor allem das Künslter*innen-Herz erquickt. Wenn diese Funktion nicht benötigt wird, kann unter Umständen viel Geld gespart werden.
Der Preisvergleich zwischen verschiedenen Anbietern lohnt sich ebenfalls - manche Dienstleister erhalten häufig attraktive Konditionen, die auch an Kunden weiter gegeben werden.
Tastaturen
Tastaturen gibt es ebenfalls von mehreren Herstellern. auch hier kann sich ein Preisvergleich lohnen und es ist ebenfalls ratsam über Teststellungen vor dem Kauf vieler Tastaturen das „richtige“ Modell zu suchen.
Viele Tastaturen werden mit einer Schutzhülle zusammen geliefert. Dies gilt es zu beachten!
Verbindung via Bluetooth oder Verbindung via Pin?
Bei neueren iPads gibt es einen „Smart Connector“ - drei Pins, an der Geräteseite, über die eine direkte Verbindung zwischen Tastatur und iPad hergestellt werden kann. Damit wird eine größere Stabilität der Verbindung gewährleistet. Die meisten Tastaturen, die so mit dem Gerät verbunden werden, erhalten Ihren Strom durch das iPad - Aufladen oder Batterien der Tastatur gehören damit der Vergangenheit an.
Bluetooth-Tastaturen müssen vor dem Betrieb mit dem jeweiligen Gerät gekoppelt werden. Der gleichzeitige Einsatz vieler Tastaturen in einem Raum kann zu Interferenzen führen - die Tastaturen können sich also gegenseitig stören.
3. Aufbewahrung, Laden und Zurücksetzen
Bei der Anschaffung von Aufbewahrungsmöbeln jeglicher Art, sollte bedacht werden, dass die Geräte regelmäßig zurückgesetzt werden sollten. Hierfür sollte mindestens eine „Ladestation“ über eine Synchronisations-Funktion verfügen (und ein Mac angeschafft werden (s.u.).
Eine ausführliche Diskussion zu Aufbewahrungssystemen gibt es bereits unter
https://forum.bildungbw.de/t/aufbewahrungssysteme-fuer-ipads/
4. Äpfel zur Geräteverwaltung und als Caching-Server
Beim Thema Geräteverwaltung sollte überlegt werden, ob es Sinn ergibt ein Gerät mit MacOS in die schulische Infrastruktur zu integrieren.
Geräteverwaltung
Das Zurücksetzen der iPads kann – sofern vorhanden – zentral über das MDM erfolgen. Sie können Ihre iPads aber auch einzeln am Gerät zurücksetzen.
Schneller geht es jedoch mit Hilfe der Programme „Configurator“ oder „Automator“, die über einen Mac bedient werden können. Die Einrichtung des Automators ist unter https://kreismedienzentrum-rmk.de/tablet-projekt im „Handbuch zur jamf | SCHOOL Administration“ beschrieben.
Wenn ein Gerät bei der Konfiguration versehentlich „kaputt“ geht, also im Wartungsmodus „hängen bleibt“ und nicht mehr bedient werden kann, dann kann es in der Regel mit dem „Configurator“ frisch aufgesetzt und wieder gangbar gemacht werden.
Cachingserver
In den Systemeinstellungen von MacOS kann unter „Freigaben | Inhaltscaching“ ein sogenannter Caching-Server aktiviert werden.
Inhaltscaching verringert die Bandbreitennutzung und beschleunigt die Installation auf unterstützten Geräten, indem Softwareupdates, Apps und andere Inhalte auf diesem Computer gespeichert werden. (Zitat aus dem Konfigurationsmenü „Inhaltscaching“)
Diese Funktion ermöglicht also die Nutzung der Bandbreite zu veringern, wenn iPads zurückgesetzt und/oder mit Apps und Updates versorgt werden. Wenn die Bandbreite der Schule ordentlich ist und/oder die Anzahl der eingesetzten iPads gering ist und/oder die Geräte nicht zurück gesetzt werden, ist diese Funktion vermutlich nicht wichtig.
Damit der Cachingserver richtig funktioniert, muss er im gleichen Netzsegment wie die iPads betrieben werden. Ein Cachingserver im pädagogischen Netz ist also sinnlos, wenn die Geräte in einem eigenen „iPad-Netz“ betrieben werden.Die Verbindung des Cachingservers sollte außerdem über ein Netzwerkkabel erfolgen, damit der Mac nicht mit allen Geräten im WLAN um die Bandbreite kämpfen muss.
Welcher Mac ist der richtige?
Der Einsatz als Cachingserver setzt voraus, dass das Gerät betrieben wird, wenn die iPads an sind. Bei jeder (Neu-)Installation etc. sollte der Cachingserver erreichbar sein, um Inhalte bereitzustellen.
Für den Dauerbetrieb am besten geeignet ist ein Mac mini. Dieser bietet außerdem den Vorteil, dass verschiedene Schnittstellen (Anschluss für ein Ethernet-Kabel, USB-A-Anschlüsse) bereits an dem Gerät vorhanden sind. Preislich ist ein Mac mini ebenfalls attraktiver als andere Macs.
Wenn das Gerät nicht ausschließlich für die iPad-Verwaltung dienen soll, dann können auch andere Macs in Betracht gezogen werden. Achten Sie jedoch darauf, dass - wie bereits erwähnt - der Cachingserver einen Betrieb während der Betriebszeiten der iPads voraus setzt und achten Sie bei der Beschaffung von MacBooks darauf, dass diese nur mit USB-C-Anschlüssen ausgeliefert werden und für Ethernet- und USB-Kabel zusätzliche Adapter benötigt werden!
5. Präsentation
Kostenintensiv ist die Anschaffung von AppleTV-Geräten, die an einen Beamer angeschlossen werden und zur Präsentation von iPads genutzt werden können.
Auch hierzu gibt es Alternativen, die über Google schnell gefunden sind.
Sowohl Hardwarekomponenten, die an den Beamer angeschlossen werden, als auch Software, die zum Beispiel auf Windows-Rechnern installiert werden kann, ermöglicht aktuell die Präsentation von Inhalten über das iPad.
Einmal mehr sei hier darauf hingewiesen, dass Teststellungen dabei helfen die richtige Technik für den eigenen Einsatz zu finden.
Beachten Sie bitte immer, dass nicht unbedingt gewährleistet ist, dass Apple Alternativprodukte dauerhaft unterstützt.
6. Geräteverwaltung via MDM
Last, but not least sei noch auf ein „Mobile Device Management“-System für die sinnvolle Verwaltung vieler Endgeräte hingewiesen. Hierüber können einheitliche Konfigurationen an die Geräte ausgespielt und Apps verteilt weden.
Verschiedene Hersteller bieten Ihre Produkte hierzu an. Die Umsetzung kann über den Schulträger, das regionale Kreismedienzentrum, den Dienstleister oder eigenständig erfolgen.
Schön, dass Sie es bis hier geschafft haben. Sie scheinen ein großes Interesse an dem Thema zu haben. Wenn Sie mehr Informationen zum Tablet-Einsatz haben wollen, dann finden Sie unter
https://www.lmz-bw.de/netzwerkloesung/fachwissen/tablets-in-der-schule/
weiteres Lesefutter.
Viel Erfolg bei der Umsetzung.
Roland Walter